"Der gläserne Mensch"


Andreas Schlüter

Kurzbiographie von Andreas Schlüter
- 1958 geboren - leitete mehrere Jahre Kinder- und Jugendgruppen in Hamburg
- seit 1990 in Hamburg als freier Journalist tätig
- 1993 erste kriminalistische Kurzgeschichten
- 1994 "Level 4 - Die Stadt der Kinder" (Berlin : Altberliner Verl.)
- 1995 "Der Ring der Gedanken" (Berlin : Altberliner Verl.)

Level 4 - Die Stadt der Kinder eine Rezi von Manfred Orlowski
Endlich wieder ein Buch aus einem ehemaligen DDR-Verlag und dazu noch ein Buch für Kinder. Eine Rezension über ein Kinderbuch ist sicherlich sehr ungewöhnlich, aber ich finde auch solche Bücher müssen besprochen werden , zumal es nicht allzu viele davon gibt und Kinder die Leser von Morgen sind.
Das Buch beginnt harmlos. Ben der Hauptheld des Buches erhält von seinem besten Freund ein neues Computerspiel, welches er im Geschäft immer wieder gespielt hat, ohne die höchste Ebene zu erreichen. Als er am Nachmittag das Spiel beginnt, geschieht Merkwürdiges. Durch einen Fehler im System verschwinden plötzlich aus der Stadt alle Personen über 15 Jahre und die Kleinkinder. Übrig bleiben nur noch Kinder, genau wie im Computerspiel.
Ben muß nun seine Freunde davon überzeugen, daß das Computerspiel Wirklichkeit geworden ist. Natürlich nutzen die Kinder es zunächst redlich aus, daß es keine Erwachsenen mehr gibt. So werden Geschäfte geplündert, mit Obst und Gemüse umher geworfen und dergleichen mehr. Schlie§lich müssen die Kinder lernen, sich zu organisieren, um die Stadt aufrecht zu erhalten. Außerdem müssen sie sich einer Rowdygruppe erwehren.
Dieser Lernprozeß ist ein langer Weg und wie er beschrieben wird, muß man einfach gelesen haben. Das Buch wird kein bißchen langweilig, ganz im Gegenteil. Es ist flüssig, spritzig und spannend geschrieben, auch der Humor kommt nicht zu kurz. Der Leser weiß immer genausoviel wie die Kinder und fiebert innerlich mit.
Bis zur überraschenden Lösung des Problems bleibt das Buch kurzweilig und interessant. Auch fällt auf, daß der Autor sich sehr gut mit der Psyche von Kindern auskennt und damit vertraut ist, sei es im Umgangston oder im VerhŠätnis zu den Erwachsenen. Dadurch wird das Buch realitätsnah, obwohl ein SF-Thema behandelt wird.
Damit stand es zurecht auf der Nominierungsliste für den SFCD-Literaturpreis 1995, den A. Schlüter leider nicht bekam, sondern Gisbert Haefs für seinen Roman "Traumzeit für Agenten".