Andreas Schlüter
"Der Ring der Gedanken"

(Altberliner Verlag 1995, 187 S., 19,80 DM)

Rezension von Manfred Orlowski




Nach "Level 4 - Die Stadt der Kinder" legt Andreas Schlüter hiermit seinen zweiten Roman vor. Auch mit ihm zeigt er wieder, daß er sich mit der Psyche und Situation der Kinder beschäftigt hat. Er baut eine Welt auf, wie man sie von Kindern her kennt. Beim Ausdruck und Verhalten der Hauptgestalten merkt man, daß er die Welt der Kinder gut studiert hat. Selbst das Schulmilieu schafft er, wirklichkeitsgetreu und nachvollziehbar zu gestalten.
Dieser Roman zeichnet sich ebenfalls durch Tempo und Kurzweil aus, und wenn man das Buch zu lesen anfängt, kann man es kaum weglegen, bevor man es ausgelesen hat.

Eigentlich beginnt dieses Buch ganz harmlos mit dem Finden eines Ringes, den eine Elster in ihr Nest verschleppt hat und der dort von Ben, einer der Hauptgestalten, die auch schon in "Level 4 - Die Stadt der Kinder" die Protagonisten waren, entdeckt wird. Er wundert sich zwar über die ausgefallene Gestaltung des Ringes, nimmt ihn aber trotzdem an sich. Jetzt beginnt das ungewöhnliche Abenteuer. Zunächst kann Ben Situationen vorausahnen, die dann auch prompt eintreffen, und die er so mit seinem Wissen auch verhindern kann. Doch es dauert nicht lange, bis diese Fähigkeit des Ringes durch einen Zufall verloren geht, um Platz für eine andere Eigenschaft zu machen, und zwar die des schon im Titel des Buches angedeuteten Gedankenlesens. Ben muß nun mit diesem Wissen zurecht kommen, und da er mit dieser Last nicht allein leben kann, ist er gezwungen, seine Freunde Frank, Miriam und Jennifer einzuweihen. Diese können es erst gar nicht glauben, bis sie dann aber überzeugt werden. Zunächst finden sie diese Sache toll und super, und Miriam will die Fähigkeit des Ringes nutzen und damit erforschen, was wohl einer von ihr denkt, den sie gern hat. Erst nach und nach erkennen sie, wie gefährlich dieser Ring sein kann, wenn er in die falschen Hände gerät. Als er in die Hände ihres Widersachers Kolja fällt, beginnt ein Kampf zur Wiederbeschaffung des Ringes, der mit List und Witz geführt wird, was um so dringender wird, da sich herausgestellt hat, daß der Ring noch über eine weitere Eigenschaft verfügt, die noch über dem Gedankenlesen steht.
Die Jagd nach dem Ring wird spannend und temporeich geschildert, so daß das Buch bis zum Schluß nicht langweilig wird.
Das Buch ruft zum verantwortungsvollen Umgang mit Erfindungen auf und appelliert auch an das Gewissen und die Verantwortlichkeit der Wissenschaftler und Forscher.