Bericht von Thomas Hofmann (18.9.96)




Wieder ein Clubabend bei den Leipzigern, diesmal zur Abwechslung im Haus Des Buches, im
Gerichtsweg, nicht in der Elsterstraße. Der hypermoderne Bau macht noch immer einen leeren, kalten
Eindruck, auch wenn dieser täuscht und nur noch ein paar Büros frei sind. Auch die gastronomische
Betreuung hat sich seit dem letzten ElsterCon verbessert. Ich habe mich nur gefragt, was die
Serviererin an diesem Abend angestellt hätte, wenn wir nicht da gewesen wären...
Im Haus Des Buches ging's natürlich um das Buch - um was sonst? Referendar war diesmal ein
professioneller Bücherwurm, ein Bibliothekar und seines Zeichens Vorsitzender des Deutschen
Bilbliothekenverbandes. Sein Thema war "Das letzte Buch". Sein Name: Dr. Georg Ruppelt. Seine
Kravattenmotiv: Bücher; erworben in der Mädlerpassage, Leipzig. Dies nur zur Vollständigkeit, denn
ich vermute, daß ich nicht der einzige SF-Fan war und bin, der nicht allzuviel mit dem Namen
verbindet.
Den Vortrag hat er wohl nicht unbedingt für SF-Fans konzipiert, denn die Ausführlichkeit, mit der er
Beispielwerke aus der Welt der SF und Utopie vorstellte, ließ darauf schließen. Wie auch immer, ein
guter Rhetoriker ist er aber allemal! Es machte Spaß, ihm zuzuhören.
Anhand von Beispielen aus der SF-Literatur stellte Herr Ruppelt Perspektiven - positiver und
negativer Coleur - zur Zukunft des Buches vor; einige waren mir bekannt, einige nicht.
Die Beispiele griffen weit in die Historie der SF zurück. Die Parallelen zu Claus Ritter fielen sicher
jedem Ex-DDR-SF-Fan ein und auf. Interessanterweise, und darauf ging der Referent auch ein,
kannte er ihn zum Zeitpunkt der Konzipierung eines entsprechenden Buches ("Die Zukunft von
Gestern"; 1984) noch gar nicht.
Sicher war dieser Abend kein Highlight in den Annalen der Leipziger SF-Freunde, aber ein
gelungener und unterhaltsamer Abend, der mal vom gewohnten Schema: Autorenvorstellung,
Autorenlesung, Diskussion mit dem Autor, abwich; schließlich hatten wir es nicht mit einem
(Primär)Autoren zu tun.
Übrigens betonte Herr Ruppelt, als Bibliothekar und Kenner des Buchmarktes, daß alle Menetekel
über den Untergang des Buches als Medium mit einfachen Produktions- und Verkaufszahlen
widerlegt werden können; auch ist eine Zunahme der Bibliotheksbesucher und -leser zu verbuchen.
Wir müssen uns also nicht vollständig auf SF-Filme und -Spiele beschränken.