| Gottfried Meinholds fünftes Buch, sein erstes Buch, das beim besten Willen nicht ins SF-Regal gestellt werden kann, ist nichtsdestotrotz ebensowenig ohne den Einfluß der Science Fiction denkbar. Der Roman "Sein und Bleiben" (1989) ist, oberflächlich betrachtet, ein wenig zum Lesen anreizendes Buch: Es handelt von den Schwierigkeiten eines Schriftstellers, ein Buch zu schreiben. Ogottogott, denkt man, diese Intellektuellenbauchnabelpopeleien der sogenannten richtigen Literatur kennt man doch, todlangweilig und stilvoll bis zum Erbrechen. Dann kommt aber doch alles ganz anders. Dieser Samuel Burk - sicher genausogut und ebensowenig ein alter ego des Autors wie der Rättinnenbesitzer bei Grass - will einen Roman schreiben über den Dritten Weltkrieg. Dieses Buch soll wahrhaftig sein, es soll nichts, aber wirklich gar nichts verschweigen, genau recherchiert sein, alles deutlich aussprechen, soll seine Leser aufwühlen und es ihnen unmöglich machen, fürderhin zu Kriegstreiberei jeder Art zu schweigen - ganz gleich, ob von Schadensbegrenzung, Bunkerbau, Abschreckung, begrenztem Atomkrieg, Nutzen des Wehrdienstes, sauberen Bomben, Vorwärtsverteidigung oder anderem selbstmörderischen Schwachsinn gelabert wird. Samuel Burk wird auf diese wütende Idee durch die Lektüre von Büchern zum Thema gebracht. |