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Was sich in Gottfried Meinholds "Kilidone und andere Merkwürdigkeiten" anläßt wie ein herkömmliches Science-Fiction-Abenteuer, wird in diesem Erzählungsband stets zu einer Verhandlung über die Grenzen des Menschen und Versuche, sie zu überschreiten. Einiges erkennt man unschwer als Weiterentwicklungen und Randgedanken, die sich aus Meinholds vielbeachtetem Roman "Weltbesteigung" (1984) ergeben. Der geniale Biologe, der eine sowohl nützliche als auch höchst gefährliche Pflanze erfindet, um die Menschheit zu erziehen; die unerhörten Folgen eines fremden Funksignals auf die Welt; der Versuch, die geistigen Fähigkeiten des Menschen bis ins Letzte auszuschöpfen; die selbstzerstörerische Produktivität eines alternden Wissenschaftlers; der Museumswärter, der eine epochale Erfindung macht; das unerforschbare Wesen, dessen Dasein die Welt in Aufruhr bringt - diese Geschichten erzählt Meinhold mit ausgefeilter Sprache. Meist gibt es einen gealterten Mann, der Opfer seiner Ideen und Forschungen wird, der über seinen Tod hinaus wirkt und Denkanstöße liefert. Meinhold führt ein ums andere Mal Merkwürdigkeiten vor, um die Reaktionen der Umwelt zu erkunden und über Grenzüberschreitungen nachdenken zu lassen. Diese Geschichten enden nicht mit Aktion oder eindeutigen Aussagen, sie interessieren sich für Psyche mehr als für Handlung, und es gelingt ihnen, dies interessant darzustellen. Natürlich braucht es den bereitwilligen Leser, der diese Abenteuer auch akzeptiert. |